Slacklining: Seiltanzen in der Natur
Balance, Konzentration und ganz viel Spaß für jedes Alter und jedes Fitnesslevel
24.06.2024 • 6 min Lesezeit
Aus Kalifornien in die ganze Welt
Eigentlich logisch: Um Balance und Konzentration zu üben, befestigt man einfach ein Seil zwischen zwei Bäumen und balanciert. Genau das taten die Kletterer in den USA in den 1970er und 1980er Jahren, besonders im Yosemite-Nationalpark in Kalifornien. Sie spannten in Pausen oder an Ruhetagen alte Spanngurte zwischen zwei Punkte – die Slackline war geboren.
In den 90ern verbreitete sich das Slacklining über die Kletterszene hinaus. Erste spezielle Slackline-Bänder wurden entwickelt, die sich von den üblichen Klettergurten unterschieden. Der Sport wurde populär, weil er Spaß im Grünen mit Bewegung und Aufregung verband. In den kommenden Jahren differenzierte sich der Sport: Tricklining (mit Tricks und Sprüngen), Longlining (lange Distanzen) und Highlining (in großer Höhe) entstanden; erste Wettbewerbe und Events wurden organisiert.
Inzwischen ist Slacklining ein etablierter und niedrigschwelliger Trendsport, den Eltern mit ihren Kindern im Park durchführen, Sportvereine als Bestandteil ihrer Trainings einsetzen und professionelle Athleten auf Wettbewerbsniveau zeigen.
Der Unterschied zwischen Seiltanzen und Slacklining liegt übrigens in der Spannung des Seils: Die Slackline ist nicht straff, sondern dehnt sich unter der Last des Slackliners aus (engl. slack: lose, schlaff, entspannt). Sie verhält sich dadurch sehr dynamisch und verlangt ein ständiges aktives Ausgleichen ihrer Eigenbewegung. Der Balancepunkt des Slackliners ist somit sehr tief.
Freizeitgestaltung oder Sport? Beides!
Warum fasziniert Slacklining so viele Menschen? Der Reiz liegt in der Herausforderung, die Balance auf einem schmalen Band zu halten. Das Spiel mit der Schwerkraft fordert Körper und Geist: Balance, Körperspannung und Konzentration werden trainiert. Fällt man runter, ist das Gelächter unter Umständen groß; schafft man es bis zum anderen Ende der Slackline, ist der Respekt gewiss.
Slacklining ist ein eigenständiger Sport, aber auch ein perfektes Zusatztraining für Sportarten wie Klettern, Skifahren, Kampfsport, Reiten, Voltigieren, Longboarding, Snowboarden, Airboarden und alles, was ein gutes Gleichgewichtsgefühl voraussetzt.
Trainiert werden Rumpfmuskulatur, Gesäß und Beine. Die Gelenke werden stabilisiert, man kann Dysbalancen ausgleichen und Rückenschmerzen und Verspannungen vorbeugen. Die Haltung wird verbessert. Und üblicherweise trainiert man an der frischen Luft, was eine positive Wirkung auf die mentale Gesundheit hat. Zuletzt fördert das gemeinsame Training mit der Slackline das soziale Miteinander – durchs Anfeuern, durch Lob und Hilfestellung.
Für wen ist Slacklining geeignet?
Slacklining ist ein Sport für jeden. Schon Kinder im Alter von etwa fünf Jahren können damit beginnen, denn es schult ihre Balance, Koordination und Konzentration. Jugendliche und Erwachsene finden im Slacklining eine spannende Möglichkeit, ihre Fitness und Körperbeherrschung zu trainieren. Ältere Menschen profitieren, weil es die Balance stärkt und somit das Sturzrisiko verringert.
Eine Grundfitness, Kraft in den Beinen und im Rumpf und ein guter Gleichgewichtssinn sind die besten Voraussetzungen für den Sport, aber kein Muss. Aber Achtung: Man fällt vom Seil! Eine grundsätzliche „Sturztoleranz“ sollte gegeben sein, mag der Untergrund noch so nah und weich sein. Darum sollten Personen mit schweren Gleichgewichtsstörungen oder neurologischen Erkrankungen, die die Balance stark beeinträchtigen, vorsichtig sein oder das Slacklining nur unter Anleitung und mit Sicherheitsmaßnahmen ausprobieren. Menschen mit akuten Verletzungen, insbesondere an den Beinen, Knien, Knöcheln oder dem Rücken, sollten nicht slacklinen, bis sie vollständig genesen sind. Schwangere Frauen sollten sich ebenfalls ärztlich beraten lassen, um Risiken zu vermeiden.
Sicher auf der Slackline
Anfänger sollten die Slackline nicht höher als 30 bis 50 cm über dem Boden spannen, um bei Stürzen Verletzungen zu minimieren. Beim Highlining (Slacklining in großer Höhe) sind zusätzliche Sicherungen wie Klettergurt und Sicherungsleine notwendig. Überprüfen Sie regelmäßig alle Teile der Ausrüstung auf Verschleiß oder Beschädigungen und ersetzen Sie abgenutzte Teile sofort.
Idealerweise spannen Sie die Slackline über Gras, um den Fall zu dämpfen. Vermeiden Sie Bereiche mit gefährlichen Hindernissen oder unebenem Boden unter der Slackline. In einer Halle oder auf festerem Untergrund kann eine Fallschutzmatte oder ein Crashpad verwendet werden.
Die Bäume Ihrer Wahl müssen stabil und gesund sein, um das Gewicht und die Belastung durch die Slackline tragen zu können. Verwenden Sie auf jeden Fall Baumschoner: So schützen Sie die Baumrinde und verhindern außerdem das Abrutschen des Seils. Stellen Sie sicher, dass die Slackline keine Wege oder andere öffentliche Bereiche blockiert, stören Sie keine Tiere und beschädigen Sie keine Pflanzen.
Tragen Sie bequeme, sportliche Kleidung und gegebenenfalls Schutzausrüstung wie Handschuhe oder Kniepolster. Wärmen Sie sich vor dem Training auf, um Muskeln und Gelenke vorzubereiten. Vermeiden Sie Überlastung und machen Sie regelmäßig Pausen, besonders in der Anfangsphase des Trainings.
Tasten Sie sich langsam an das Balancieren auf dem schwingenden Seil heran. Halten Sie sich an einem Helfer oder einer Stütze fest, um das Gleichgewicht zu halten. Und Sie wissen: Je mehr Sie Richtung Seilmitte wandern, um so wackeliger wird die Angelegenheit. Seien Sie gewappnet!
Achten Sie auf die Natur
Beim Slacklining ist das Sportgerät ein flaches Seil von 25 bis maximal 50 mm Breite. Je breiter, desto straffer kann das Seil gespannt werden und umso leichter fällt das Balancieren. Zum Spannen der Slackline dient eine Ratsche, die sitzen muss. Fixpunkte sind zumeist Bäume, es können aber auch Felsen oder Mauern mit Bohrhaken benutzt werden.
Nicht überall darf eine Slackline gespannt werden. Viele Städte und Gemeinden haben spezifische Regeln für die Nutzung von Slacklines in öffentlichen Parks. Informieren Sie sich vorab bei den örtlichen Behörden oder Parkverwaltungen; eventuell ist eine Genehmigung nötig. Strenger sind Nationalparks und Naturschutzgebiete: Hier ist das Spannen von Slacklines entweder reguliert oder verboten, um die Umwelt zu schützen.
Einige Parks haben spezielle Bereiche für das Slacklining, die oft schon mit geeigneten Verankerungspunkten und Schutzausrüstung ausgestattet sind. Über die Website Ihrer Kommune werden Sie fündig.
Tipps für Sportvereine zur sicheren und effektiven Integration von Slacklining
Sportvereine, die Slacklining anbieten möchten, sollten einige wichtige Aspekte berücksichtigen, um eine sichere und effektive Umsetzung zu gewährleisten und den Mitgliedern ein spannendes und gesundheitsförderndes Training zu ermöglichen.
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