Gehirnerschütterung beim Sport: Symptome und Erste Hilfe
Wir erklären, welche Symptome auf eine Gehirnerschütterung hinweisen und was Sie tun können.
22.05.2023 • 6 min Lesezeit
Folgende typische Symptome sprechen für eine Gehirnerschütterung:
- Kopfschmerz
- Schwindel
- Übelkeit und Erbrechen
- Nackenschmerz
- Schwäche
- Müdigkeit
- Verschwommenes Sehen
Mögliche weitere Symptome können auch sein:
- Bewusstseinsstörungen
- akuter Erinnerungsverlust
- verlangsamte Informationsverarbeitung
- Koordinationsstörungen
- Wahrnehmungsstörungen
- Hör- und Verhaltensstörungen
- verändertes Schlafverhalten
Die Gehirnerschütterung ist ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma. Liegt ein mittelschweres Schädel-Hirn-Trauma – umgangssprachlich auch Gehirnprellung genannt – vor, sind die Beschwerden ähnlich, aber oft intensiver oder länger anhaltend. Beispielsweise können Erinnerungslücken mehr als einen Tag dauern. Auch sind Lähmungserscheinungen, Doppelbilder oder Probleme beim Sprechen möglich.
Gehirnerschütterung: Wie erkennen Laien die Symptome?
Trainer, Lehrer und Eltern sollten schalten, wenn sie Folgendes beobachten:
Im Zweifel begleiten Sie ihn zu einem Arzt oder ins Krankenhaus. Lieber einmal zu oft als eine folgenreiche Sportverletzung zu unterschätzen.
Gehirnerschütterungen bei Kindern im Training vorbeugen
Kinder sind besonders anfällig für Gehirnerschütterungen beim Sport, da ihr Gehirn noch in der Entwicklung ist und daher empfindlicher auf Verletzungen reagiert. Trainer und Übungsleiter müssen besonders sensibel auf die Anzeichen von Gehirnerschütterungen bei Kindern reagieren. Diese teilen sich oft nicht ausreichend mit, da sie sich des Risikos nicht bewusst sind. Manche Kinder ziehen sich eher zurück, als aktiv mit dem Trainer zu sprechen. Gerade bei jungen Vereinsmitgliedern ist daher die intensive Aufklärung über Sportverletzungen wie auch Gehirnerschütterungen besonders wichtig.
Dabei sollte nicht nur erklärt werden, wie Gehirnerschütterungen entstehen und welche Auswirkungen sie auf die Gesundheit haben können, sondern vor allem, wie solche Verletzungen vermieden werden. Zu den gängigsten präventiven Maßnahmen gehört das Tragen von geeigneter Schutzausrüstung wie z. B. Helmen sowie das Schulen der Kinder in Techniken zur Vermeidung von Kopfverletzungen.
Ein kreatives Vorgehen, um Kinder zum Thema zu sensibilisieren, ist zum Beispiel ein interaktiver Parkour. Hier sollen sich die Kinder schnell auf unebenem Gelände fortbewegen. Das Tragen von speziellen Brillen, die die Sicht beeinträchtigen und es den Kindern schwerer machen, Hindernissen auszuweichen, hilft den Kleinen spielerisch dabei, ein besseres Verständnis für das Vermeiden von Unfällen und den speziellen Schutz des Kopfes zu entwickeln.
Beim Verdacht auf eine Gehirnerschütterung Erste Hilfe leisten
Sorgen Sie für Ruhe. Menschen mit Verdacht auf Gehirnerschütterung sollten möglichst in einem abgedunkelten Raum liegen, den Kopf leicht erhöht. Kühlende Kompressen am Kopf und im Nacken können helfen. Besser nicht essen und nur wenig trinken. Rufen Sie den Rettungsdienst, wenn Sie Folgendes beobachten:
- Heftige Nackenschmerzen
- Verschlechterung des Bewusstseinszustandes
- Starke oder zunehmende Kopfschmerzen
- Anhaltende Bewusstlosigkeit
- Krampfanfälle
- Wiederholtes Erbrechen
- Schwäche, Kribbeln oder Brennen in Armen und/oder Beinen
- Ausgeprägte Erinnerungslücke an den Unfall
Digitale Hilfe dank "Gehirn-Erschütterungs-Test-App"
Wer bei einem Unfall oder Sportunfall schnell nervös wird, kann sich beim Verdacht auf eine Gehirnerschütterung wunderbar auf die Hilfe der "Gehirn-Erschütterungs-Test-App" (GET-App) verlassen. Weil Gehirnerschütterungen so viele verschiedene unterschiedliche Symptome haben, ist es wichtig zu wissen, worauf man nach einer Kopfverletzung achten soll.
Ganz konkret werden in der "Gehirn-Erschütterungs-Test-App" beispielsweise Fragen genannt, die Sie dem Verletzten stellen können. Integriert ist auch ein Gleichgewichtstest, der Hinweise auf eine vorliegende Gehirnerschütterung gibt.
Die nützliche App entstand auf Initiative der ZNS Hannelore Kohl Stiftung. Namhafte Organisationen und Verbände und auch die ARAG wollen damit Sportler, Ärzte, Trainer und Lehrer sensibilisieren und unterstützen. In Deutschland werden pro Jahr mehr als 44.000 leichte Schädelhirnverletzungen im Sport diagnostiziert. Weitaus höher dürfte die Zahl der nicht dokumentierten Fälle sein.
Gehen Sie auf Nummer sicher und laden Sie die "Gehirn-Erschütterungs-Test-App" einfach kostenlos im Apple App Store oder im Google Play Store herunter. Das gibt Ihnen das gute Gefühl, im Fall des Falles souverän zu handeln.
Ist nach einem Sturz oder Zusammenprall der Schädel betroffen und wird eine Gehirnerschütterung erkannt, müssen Sie sich als verletze Person auf einige Tage Pause einstellen und vor allem auf Sport und anstrengende Tätigkeiten verzichten.
So erholen sich die lädierten Nervenzellen am besten: Ruhe ist hier das ideale Rezept, denn Medikamente, die Gehirnerschütterungen kurieren, gibt es nicht. Zur Therapie nach der Kopfverletzung kann auch der Verzicht auf Musik, TV und Computer gehören. Das zu akzeptieren, fällt vielen schwer: Sie wollen schnell wieder aktiv werden.
Die gute Nachricht: 84 Prozent der Betroffenen erholen sich innerhalb einer Woche. Klingen die Symptome auch nach drei bis vier Wochen nicht ab, sollte eine neurologische Untersuchung erfolgen – auch um Spätfolgen zu verhindern. Denn diese sind schwerwiegend und reichen von chronischen Kopfschmerzen über langfristige Gedächtnisprobleme und schwere Schlafstörungen bis hin zu Depressionen und Angstzuständen.
Was ist eine Baseline-Untersuchung?
Die neuropsychologische Baseline-Untersuchung ist eine wichtige Maßnahme für Sportlerinnen und Sportler, die Kontaktsportarten ausüben oder ein erhöhtes Risiko für Kopfverletzungen haben. Durch diese Untersuchung können Gehirnerschütterungen und mögliche Folgen schneller erkannt werden, sodass sich Betroffene frühzeitig in Behandlung begeben können. Auf diese Weise trägt die Baseline-Untersuchung dazu bei, einen sicheren und erfolgreichen Return-to-Play zu ermöglichen und Folgeprobleme zu vermeiden.
Die Untersuchung besteht aus einem Anamnesegespräch und verschiedenen Leistungstests, die die Reaktionsschnelligkeit und das visuelle Verarbeitungstempo umfassen. Die erhobenen Baseline-Daten ermöglichen im Falle einer Verletzung einen individuellen Vergleich der Leistungsparameter. Dadurch wird die diagnostische Treffsicherheit nach einer Gehirnerschütterung erhöht.
Idealerweise wird die neuropsychologische Baseline-Untersuchung einmal vor Saisonbeginn durchgeführt und jährlich parallel zur klassischen Leistungsdiagnostik wiederholt. Auf diese Weise können Veränderungen in den Leistungswerten der Sportlerin oder des Sportlers erfasst und bewertet werden, um so eine möglichst umfassende Überwachung der kognitiven Leistungsfähigkeit zu gewährleisten.
David Schulz, Diplom-Sportwissenschaftler, ordnet Pro und Kontra von Kopfbällen im Fußball ein und bezieht als Vorstandsmitglied der Stiftung Sicherheit im Sport eine klare Position.
In den USA und Großbritannien ist das Kopfballspiel in bestimmten Altersklassen bereits verboten. Währenddessen sind deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in dieser Frage noch geteilter Meinung. Ich bin mir sicher, dass künftige Studien weitere Belege für die schädigende Wirkung von Kopfbällen finden werden und irgendwann die Fußballverbände die entsprechenden Konsequenzen ziehen.
Warum Kopfbälle in Deutschland nicht verboten sind
Seit Jahren ringt der DFB bei den Themen Gehirnerschütterungen und Kopfballspiel mit sich. Während andere Länder wie zum Beispiel die USA und Großbritannien bereits das Kopfballspiel und auch -training in bestimmten Altersklassen verboten haben, zögert der DFB noch und setzt weiter auf eine andere Strategie. Denn nach wie vor sind der Verband und seine Medizinerinnen und Mediziner nicht überzeugt, dass die Studien, die einen Zusammenhang zwischen Kopfbällen und späteren Gehirnschädigungen belegen, aussagekräftig genug sind. Sie möchten erst noch weitere Forschungsergebnisse abwarten und bewerten, bevor sie Maßnahmen diskutieren und beschließen.
Aus Verbandssicht verständlich, ist doch das Kopfballspiel ein essenzieller Bestandteil des modernen Fußballs. Und sollte dies so bleiben, ist es natürlich wichtig, Kinder und Jugendliche auf die entsprechenden Belastungen vorzubereiten. So stellt eine gut trainierte Nacken- und Halsmuskulatur nach Überzeugung der meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einen gewissen Schutz vor Gehirnverletzungen dar.
Ein Verbot des Kopfballspiels käme tatsächlich einer Revolution gleich, da sich das gesamte Spiel technisch und taktisch dadurch verändern würde. Für den DFB ist klar: Fußball ohne Kopfbälle ist nicht vorstellbar.
Erinnern Sie sich an die Einführung der Gurtpflicht?
Fachleute, die sich wie ich für die Prävention von Unfällen, Verletzungen und Dauerschäden einsetzen, sehen sich in ihrer Arbeit immer wieder ähnlichen Argumenten gegenüber. Einige Leser mögen sich noch an die Einführung der Gurtpflicht im Straßenverkehr im Jahr 1976 erinnern. Damals wurde von Gegnern der Gurtpflicht der „Untergang des Abendlandes“ prognostiziert. Über 45 Jahre später wissen wir: Durch die Gurtpflicht und die weiteren sicherheitstechnischen Entwicklungen bei Pkws wurden zehntausende Tote und Schwerverletzte verhindert und heute würde niemand mehr anzweifeln, dass die Gurtpflicht sinnvoll ist. Im Gegenteil: Für die allermeisten von uns gehört das Anlegen des Gurtes selbstverständlich zum Autofahren dazu.
Parallele: Helm beim Skisport
Ein anderes Beispiel dafür, wie sich eine Präventionsmaßnahme erfolgreich – und sogar ohne Vorschrift – in der Praxis durchgesetzt hat, ist der Skisport. Dort stieg – unterstützt durch einige medial sehr beachtete Unfälle prominenter Personen wie allen voran Michael Schumacher – der Anteil der Helmträgerinnen und -träger auf der Piste kontinuierlich und zum Teil sprunghaft an, sodass heute mehr als 90 Prozent der Skifahrerinnen und Skifahrer einen Helm tragen.
Es ist allerdings nicht anzunehmen, dass es im Fußball eine freiwillige Entwicklung hin zu weniger oder keinen Kopfbällen geben wird. Vielmehr sind hier die Verbände gefragt, ihre Regelwerke basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen entsprechend anzupassen, um ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Sportlerinnen und Sportlern nachzukommen.
Einen ersten Schritt geht nun der Deutsche Fußball-Bund (DFB), indem er bei Kindern und Jugendlichen leichtere Bälle und eine reduzierte Zahl von Kopfbällen im Training einführt. Auch über die zusätzlich beschlossenen Spielformen soll das Spiel in diesen Altersklassen künftig noch mehr am Boden stattfinden, statt in der Luft.
Werden Jugendliche in Großbritannien und den USA aufs Kopfballspiel ausreichend vorbereitet?
Vermutlich auch aufgrund des unterschiedlichen Haftungsrechts gehen die Verbände in den USA und Großbritannien hier einen anderen Weg und setzen auf Verbote. Dies geht aber mit dem Risiko einher, dass Jugendliche, wenn sie ein Alter erreicht haben, in dem sie dann „endlich“ Kopfbälle durchführen dürfen, auf diese Belastung nur unzureichend vorbereitet sind – eine neue Herausforderung für Trainerinnen und Trainer.
Auch in der Wissenschaft bilden sich mehr und mehr zwei Lager heraus: Die einen sind überzeugt, dass die negativen Folgen des Kopfballspiels ausreichend belegt sind und fordern entsprechende Konsequenzen – und zwar nicht nur beim Sport für Kinder und Jugendliche. Die anderen führen an, dass es immer noch viele offene Fragen in diesem Forschungsfeld gibt, und raten von übereilten Entscheidungen ab.
Studien können nicht ignoriert werden
Für mich als Wissenschaftler und Umsetzer von Präventionsmaßnahmen in die Sportpraxis ist klar, dass so viele Studien aktuell in dieselbe Richtung weisen, dass sie nicht weiter ignoriert werden sollten. Im Zweifelsfall stelle ich die körperliche Unversehrtheit von sportlich Aktiven eindeutig über andere Argumente. Und das gilt ganz besonders für die Unversehrtheit unseres Gehirns, unserem wichtigsten Organ. Ich bin mir sicher, dass künftige Studien weitere Belege für die schädigende Wirkung von Kopfbällen finden werden und irgendwann die Fußballverbände die entsprechenden Konsequenzen ziehen. Traurig ist nur, dass bis dahin weiter Fußballerinnen und Fußballer auf der ganzen Welt ihre Gehirne bei der schönsten Nebensache der Welt schädigen werden.
Wer zahlt bei einem Sportunfall im Verein?
Die Erstversorgung nach einem Unfall kommt durch die gesetzliche oder private Krankenversicherung. Diese deckt die Kosten der medizinischen Versorgung ab.
Wenn das Unerwartete passiert und Sie infolge eines Sportunfalls beispielsweise Ihre Wohnung behindertengerecht umbauen oder das Auto umrüsten müssen, kommt die Sportunfallversicherung ins Spiel. Über ihren Verein versicherte Sportlerinnen und Sportler genießen durch sie einen Grundschutz, der bei größeren Verletzungen – zum Beispiel bei Invalidität – eintritt.
Da die Sportunfallversicherung, wie der Name schon andeutet, nur bei Sportunfällen hilft, gibt es den umfassendsten Schutz nur von einer privaten Unfallversicherung. Diese hilft bei jedem Unfall und hat attraktive Plusleistungen wie Soforthilfe oder Krankenhaustagegeld.
Die gesetzliche Unfallversicherung leistet dagegen nur bei Arbeits- und Schulunfällen, nicht aber bei Sportunfällen.
Die Vorteile Ihrer Versicherung für Sportvereine
Als Verband oder Verein sind Sie über eine Gruppenversicherung über Ihren Landessportbund oder Landessportverband bei der ARAG umfassend abgesichert. Diese speziell für Verbände und Vereine entwickelte Absicherung deckt wesentliche Teile des Vereinsbetriebes ab.
- Versicherungsschutz für Mitglieder, Trainer / Übungsleiter, Mitarbeiter
- Für alle Sparten gilt der Versicherungsschutz in der Regel weltweit
- Versicherungsschutz auch auf dem Weg zu oder von Veranstaltungen
Das tun wir für versicherte Vereinsmitglieder
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