Acro Yoga: die perfekte Balance zwischen Yoga, Akrobatik und Therapie
Loslassen zum Fliegen – ein Sport mit Vertrauensbasis
21.10.2024 • 5 min Lesezeit
Acro-Yoga: eine Mischung aus Yoga, Akrobatik und Thai-Massage
Fliegen auf den Füßen des Partners oder der Partnerin: Acro Yoga sieht nicht nur wunderschön aus, sondern ist auch körperlich anspruchsvoll und fördert die Kommunikation. Die Bewegungskunst setzt sich zusammen aus der Weisheit des Yoga, der Spielfreude der Akrobatik und der heilenden Kraft der Thai-Massage. Beim Acro Yoga sind zwei oder mehr Personen gemeinsam an den Übungen beteiligt. Während Yoga sich traditionell auf Atemtechniken, Dehnung und Achtsamkeit fokussiert, legt Acro Yoga besonderen Wert auf das Zusammenspiel von Balance, Vertrauen und Kommunikation zwischen den Partnern. Im Acro Yoga werden die Techniken genutzt, um den Körper des Partners zu entspannen, die Muskeln zu lockern und das allgemeine Wohlbefinden zu steigern.
Acro Yoga kennt zwei Varianten: die eher ruhige Variante des Fliegens, das „therapeutische Fliegen“, und die dynamisch-kraftvolle Variante, das „akrobatische Fliegen“. Beim therapeutischen Fliegen zeigt sich der Einfluss der Thai-Massage. Die obere Person, der „Flieger“, wird von den Füßen der „Base“ getragen und überlässt sich ganz der Schwerkraft. In Positionen, vergleichbar den Yoga Asanas, wird der Körper des Fliegers gedehnt, gestreckt und massiert.
Das akrobatische Fliegen hingegen vereinigt Spielfreude und Konzentration. Auch hier gibt es einen „Flyer“ und eine „Base“. Zusätzlich leistet ein „Spotter“ Hilfestellung, indem er die Positionen sichert und die Ausrichtung korrigiert. Der Flyer bewegt sich durch verschiedene Posen und Positionen, die durch das gegenseitige Vertrauen und eine präzise Abstimmung der Bewegungen ermöglicht werden.
Die Herkunft des Acro Yoga
Obwohl die spezifische Form von Acro Yoga neu ist, greift sie auf alte Traditionen zurück. Die Akrobatik lässt sich auf Zirkustraditionen und andere Formen der Körperkunst zurückführen, die seit Jahrhunderten praktiziert werden. Yoga, wie es in Acro Yoga angewendet wird, hat seine Wurzeln im alten Indien und umfasst Atemtechniken (Pranayama), Meditation und Körperhaltungen (Asanas).
Entstanden um die Jahrtausendwende in den USA, haben Jason Nemer und Jenny Sauer-Klein die moderne Form des Acro Yoga im Jahr 2003 offiziell etabliert. Die moderne Bewegung entstand in der globalen Yoga- und Akrobatik-Community und hat sich seither schnell verbreitet. Acro Yoga wird heute weltweit in Yoga-Studios, auf Festivals und in speziellen Workshops unterrichtet.
Ganzheitlicher als beim Acro Yoga geht’s kaum
Ein Sport, der auch den Geist anspricht: Acro Yoga ist eine ganzheitliche Möglichkeit sich zu bewegen. Zunächst: Der Sport kann nicht allein ausgeübt werden, da es zwei bis drei Rollen gibt (Basis, Flyer und Spotter), die untereinander wechseln. Allerdings ist in der Praxis oft der stärkere Mann die Basis und die leichtere Frau der Flyer. Doch wie auch immer die Rollen verteilt sind, Kommunikation und Teamwork sind Grundvoraussetzung.
Das Training ist intensiv, denn durch die Körperspannung und das Halten der Balance wird der ganze Körper trainiert. Also: Viele Vorteile zum „Preis“ einer Sportart.
Alle Benefits auf einen Blick
Physische Vorteile:
- Kraft und Flexibilität: Acro Yoga fordert und fördert die körperliche Kraft, hauptsächlich in Armen, Rumpf und Beinen. Außerdem verbessert es durch verschiedene Dehnungen und Haltungen die Flexibilität.
- Koordination und Balance: Weil Acro Yoga auf präzisen Bewegungen basiert, verbessert es die Fähigkeit zur Koordination und Balance.
- Verbesserte Körperhaltung: Das Üben von Körperkontrolle und Balance optimiert die Haltung.
- Ganzheitliches Training: Anders als in vielen Einzelsportarten wird der gesamte Körper beansprucht, weil viele Muskeln gleichzeitig arbeiten müssen.
Mentale Vorteile:
- Vertrauen: Weil Acro Yoga in der Regel mit einem Partner oder einer Partnerin praktiziert wird, ist Vertrauen das Schlüsselelement. Man muss sich darauf verlassen, dass der andere stützt und unterstützt.
- Selbstvertrauen: Wenn man merkt, sicher getragen zu werden oder selbst jemanden zu tragen, stärkt das das Selbstvertrauen. Denn beim Acro Yoga erkennt man, zu was man fähig ist, wenn man sich nur traut!
- Kommunikation: Eine klare und offene Kommunikation ist nötig, um die verschiedenen Posen sicher und effektiv durchzuführen.
- Achtsamkeit: Wie beim traditionellen Yoga ist auch im Acro Yoga Achtsamkeit zentral. Man lernt, sich auf den Moment zu konzentrieren und auf die eigenen Bewegungen sowie die der Partnerin oder des Partners zu achten.
Soziale Vorteile:
- Gemeinschaft und Verbindung: Acro Yoga wird in Gruppen oder Paaren praktiziert, was das Gefühl der Gemeinschaft und der Verbindung zu anderen Menschen fördert.
- Teamwork: Es schult die Zusammenarbeit, da beide Partner zusammen miteinander arbeiten müssen, um die Posen zu meistern.
Therapeutische Vorteile:
- Entspannung und Stressabbau: Die therapeutischen Elemente von Acro Yoga, wie die Thai-Massage, helfen Verspannungen zu lösen und Stress abzubauen.
- Körperwahrnehmung: Die Praxis fördert ein tiefes Bewusstsein für den eigenen Körper und die eigene Bewegung, was zu einem besseren Verständnis von Haltung und Bewegung führen kann.
Für wen ist Acro Yoga geeignet?
Es scheint, als müsse man für den Sport besonders beweglich, turnerisch versiert und leicht sein. Das stimmt nicht: Acro Yoga kann von fast jedem praktiziert werden, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Fitnesslevel. Vorerfahrung im Yoga ist nicht nötig, jedoch sinnvoll. Die Sportart verlangt einiges an Kraft, besonders für die Basis. Wer also Krähe, Schulterstand, Boot oder Krieger 3 sicher beherrscht, ist beim Acro Yoga richtig. Sinnvoll ist in jedem Fall, vor den ersten Sessions die eigene Kraft durch gezielte Kraftübungen wie Liegestütz, Seitstütz, Handstand oder Burpees zu fördern.
Unabdingbar ist außerdem zweierlei: Berührungsängste sollte man nicht haben. Und nötig ist natürlich ein vertrauensvoller Partner oder Partnerin. Dazu eine Prise Mut und etwas Geduld, denn man muss eine Zeit lang üben, bevor man die Grundfiguren beherrscht und sie weiter ausbauen kann.
Acro Yoga ist also perfekt für
- Menschen, die offen für neue Erfahrungen sind und körperliche Herausforderungen suchen.
- Personen, die gerne in einem Team oder als Paar arbeiten und Vertrauen aufbauen möchten.
- Menschen, die ihre Kraft, Balance und Flexibilität verbessern wollen.
- Alle, die Yoga, Akrobatik oder therapeutische Techniken kombinieren möchten.
Nicht geeignet ist der Sport für Personen mit schweren gesundheitlichen Einschränkungen, insbesondere mit Wirbelsäulen- oder Gelenkproblemen, für schwangere Frauen (insbesondere bei fortgeschrittenen Posen) sowie für Menschen mit akuten Verletzungen.
Verletzungen vermeiden durch strukturierte Sessions
Im Acro Yoga finden sich Elemente aus dem Cheerleading oder aus der Zirkusakrobatik. Es ist anstrengender und fordernder als andere Yogastile. Daher ist diese Form auch verletzungsanfälliger. Weil viele der Posen in der Luft ausgeführt werden, besteht ein Sturzrisiko. Häufige Verletzungen umfassen also Verstauchungen, Prellungen oder im schlimmsten Fall Brüche.
Viele Verletzungsrisiken lassen sich durch richtiges Aufwärmen, professionelle Anleitung und das Einbeziehen eines Spotters minimieren. Dennoch bringen die einzelnen Rollen beim Acro Yoga ihre eigenen Belastungen mit. Beim Flyer kann es zu Überdehnungen kommen, wenn die Flexibilität überschätzt wird oder die Posen nicht korrekt ausgeführt werden. Die Base hingegen kann durch das Tragen eine verspannte Oberschenkelmuskulatur und Schmerzen im unteren Rückenbereich entwickeln, wenn die Basishaltung nicht richtig eingehalten wird. Denn die Kraft, die durch das Anheben und Bewegen eines Partners entsteht, kann erheblich sein. Die richtige Ausrichtung, Rumpfkraft sowie ein Flexibilitätstraining der Beinmuskulatur helfen Verletzungen zu vermeiden.
Der strukturierte Aufbau einer Acro Yoga Session bereitet die Teilnehmenden optimal vor. Meist beginnt es mit einem Sitzkreis. Dieser dient der Kommunikation und fördert die Offenheit in der Gruppe.
Danach folgt das Aufwärmen mit Yoga, Partnerübungen und Bewegungsspielen, um die Muskulatur auf die fordernden Übungen einzustimmen. Erste Asanas werden zusammen mit dem Partner ausgeführt. Hier geht es vor allem darum, das Vertrauen zwischen den beiden Akteuren zu fördern. Nun folgt der Hauptteil und der Trainer oder die Trainerin leitet die akrobatischen Übungen an.
Um Acro Yoga auch im Vereinsumfeld sicher und effektiv anzubieten, ist es wichtig, diese Struktur in den Kursablauf zu integrieren. Der Verein sollte sicherstellen, dass gut ausgebildete Trainer die Sessions leiten, um sowohl die Sicherheitsaspekte als auch die technischen Anforderungen im Blick zu behalten.
Acro Yoga einfach in den Verein integrieren
Ein Verein kann Acro Yoga durch die Einrichtung regelmäßiger Kurse oder Workshops anbieten, die sich an verschiedene Leistungsniveaus richten. Der Fokus liegt darauf, qualifizierte Trainerinnen und Trainer zu gewinnen, die sowohl in der Akrobatik als auch im Yoga geschult sind. Diese Trainer sollten in der Lage sein, Sicherheitsvorkehrungen wie die Nutzung eines Spotters zu vermitteln und auf die richtige Ausführung der Posen zu achten, um Verletzungen vorzubeugen. Ein geeigneter Raum, idealerweise mit gepolstertem Boden, trägt zur Sicherheit der Teilnehmenden bei. Durch klare Richtlinien, wie das verpflichtende Aufwärmen und die Betonung der Kommunikation zwischen den Partnern, kann der Verein ein sicheres und unterstützendes Umfeld schaffen, das sowohl die Verletzungsgefahr minimiert als auch das Gemeinschaftsgefühl fördert.
Yogakleidung und Matte – fertig
Für maximale Bewegungsfreiheit: Enge, flexible Kleidung ist ideal für Acro Yoga. Das bietet Bewegungsfreiheit und verhindert unabsichtliches Hängenbleiben oder Verhaken. Und natürlich braucht es auch beim Acro Yoga rutschfeste und dämpfende Yogamatten für Komfort und Sicherheit, insbesondere bei Übungen auf dem Boden.
Acro Yoga wird am besten barfuß praktiziert, um optimalen Halt zu gewährleisten. Wer das nicht mag, kann enge Socken tragen, allerdings kann das bei manchen Übungen etwas zu rutschig sein. Alternativ kann man Noppensocken, Yogasocken oder Gymnastikschläppchen verwenden, diese bieten deutlich mehr Haftung.
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