Zahnkrankheiten bei Katzen: Von Zahnstein bis FORL
Auch Haustiere können unter Zahnschmerzen leiden: Wie Sie Krankheiten im Mundraum Ihrer Katze erkennen und was bei der Vorsorge hilft.
03.08.2021 • 6 min Lesezeit
Wann zahnen Katzen?
Junge Kätzchen kommen ohne sichtbare Zähne auf die Welt. Dafür gibt es einen einfachen evolutionären Grund. Hätten sie bereits ein voll ausgebildetes Gebiss, würden sie bei der Milchaufnahme womöglich ihre Mutter verletzen. Dass die Zähne nach der Geburt von außen noch nicht erkennbar sind, bedeutet allerdings nicht, dass keine Milchzähne vorhanden sind. Im Gegenteil: Unter dem Zahnfleisch sind diese zum Zeitpunkt der Geburt bereits so weit entwickelt, dass sie schon nach 2 bis 3 Wochen durchbrechen. Zuerst zeigen sich die Schneide- und Fangzähne, danach folgen die Backenzähne. Normalerweise ist das Gebiss nach rund 8 Wochen komplett herausgebildet.
Zahnwechsel: Wann verlieren Katzen ihre Milchzähne?
Angesichts der Tatsache, dass eine junge Katze erst nach 8 Wochen ein volles Milchgebiss vorweisen kann, vollzieht sich der Wechsel zum Erwachsenengebiss vergleichsweise rasant. Bereits zwischen dem 4. und dem 6. Lebensmonat fallen die Milchzähne wieder aus und werden durch die bleibenden Zähne ersetzt. Hierbei ist es wie beim Menschen völlig normal, dass sich die Milchzähne über einen längeren Zeitraum lösen und nicht ebenmäßig oder in einer gewissen Reihenfolge ausfallen. Wie bei kleinen Babys kann es auch hier zu Begleitsymptomen wie vermehrtem Speichelausfluss oder Fieber kommen.
Wie viele Zähne hat eine Katze?
Insgesamt hat das Erwachsenengebiss einer Katze 30 Zähne. Davon sind 16 im Oberkiefer verankert und 14 im Unterkiefer. Auf diese Anzahl kommt das Tier jedoch erst nach dem Ausfallen der Milchzähne. Von diesen haben Katzen in der Regel nur 26.
Wie äußern sich Zahnschmerzen bei Katzen?
Dass eine Katze unter Zahnschmerzen leidet, kann sich je nach Zahnkrankheit und Schwere der Erkrankung durch verschiedenste Verhaltensweise und Symptome bemerkbar machen. So kann es etwa sein, dass Ihre Katze aufgrund starker Schmerzen weniger isst, Futter nur unzureichend kaut oder sich des Öfteren mit der Zunge über das Zahnfleisch und die Zähne leckt. Ist der Mundraum oder das Zahnfleisch entzündet, kann es zudem auch vorkommen, dass das Tier einen starken Mundgeruch entwickelt, einen erhöhten Speichelausfluss hat oder das Fressen gar komplett einstellt. Weitere Anzeichen für eine Entzündung oder Zahnschmerzen können darüber hinaus auch eine auffällige Kopfschiefhaltung oder ein anhaltendes Kopfschütteln sein.
Warum knirschen Katzen mit den Zähnen?
Auch Zähneknirschen kann bei einer Katze ein Indiz für eine Zahnerkrankung sein. Spürt das Tier einen akuten Schmerz im Mundraum, ruft das mitunter die Reaktion hervor, die Zähne verstärkt aneinanderzureiben und so gegebenenfalls eine Linderung zu erzielen. Nicht jedes ungewöhnliche Geräusch sollte jedoch gleich als Zähneknirschen interpretiert werden. So kann das normale Kauen von Trockenfutter oder anderem Essen bei einer Katze durchaus so klingen wie Zähneknirschen.
Warum haben Katzen Mundgeruch?
Ein gewisser Mundgeruch ist bei Fleischfressern wie Katzen zunächst einmal völlig normal. Die Mundflora ist bei ihnen von Natur aus aggressiver als bei Pflanzenfressern. Wird der Mundgeruch Ihrer Katze jedoch merklich schlechter oder können Sie das Tier bereits auf Distanz riechen, kann das durchaus ein Indiz für gesundheitliche Probleme sein. Die Ursachen können dabei verschieden sein. Zum einen kann der Geruch auf Zahnsteinablagerungen oder bakterielle und auch virale Infektionen zurückgehen. Zum anderen können Verletzungen im Maul oder Organprobleme wie eine Niereninsuffizienz oder eine Lebererkrankung schuld sein. Ausgeschlossen ist es darüber hinaus nicht, dass Ihre Katze rassebedingt einen stärkeren Mundgeruch entwickelt als andere Tiere. So tendieren vor allem sogenannte kurznasige (brachizephale) Rassen wie Perserkatzen, Burmakatzen oder Exotische Kurzhaarkatzen wegen Zahnfehlstellungen zu einem starken Mundgeruch.
Verlieren Katzen im Alter Zähne?
Genau wie Menschen kann es auch bei Katzen im fortgeschrittenen Alter zum Ausfall der Zähne kommen – und das selbst dann, wenn das Gebiss eigentlich gesund ist. Meistens geht der Ausfall der Zähne jedoch auf akute Erkrankungen oder Traumata im Maul des Tieres zurück, die im hohen Alter und bei einem geschwächten Immunsystem verstärkt auftreten können. Wichtig ist es deshalb – gerade auch bei älteren Katzen –auf die Zahnpflege und die regelmäßige Prophylaxe zu achten und eventuell schon in jungen Jahren oder gar von klein eine Zahnpflege anzutrainieren.
Häufige Zahnkrankheiten bei Katzen
Zahnkrankheiten und Entzündungen im Maul sind bei Katzen keine Seltenheit. Gründe hierfür können eine schlechte Mundhygiene, Infektionen, Verletzungen im Mundraum oder die falschen Futtermittel sein.
Unter welchen Mund- und Zahnerkrankungen Katzen am häufigsten leiden, haben wir hier für Sie zusammengefasst:
Genau wie beim Menschen ist die Zahnfleischentzündung (auch Gingivitis genannt) bei Katzen eine der häufigsten Erkrankungen im Mundraum und kann äußerst schmerzhaft sein. Je nachdem wie weit die Entzündung fortgeschritten ist, können sowohl das obere Zahnfleisch, das direkt an den Zahnhälsen und Kieferknochen anliegt, als auch die Mundschleimhaut und der Gaumen betroffen sein. Wird die Gingivitis nicht rechtzeitig behandelt, kann sie sich zu einer sogenannten Paradontitis ausweiten. Dabei verlieren die Zähne durch den graduellen Abbau des Zahnhalteapparates an Halt. Zudem können Krankheitserreger durch eine Entzündung im Maulbereich besser in den Blutkreislauf gelangen und so Herz und Kreislauf belasten.
Behandlung von Gingivitis bei Katzen: Kosten & Ablauf
Um eine Zahnfleischentzündung erfolgreich zu therapieren, müssen alle möglichen Entzündungsherde beseitigt werden. Das bedeutet je nach Schwere der Entzündung, dass vor allem Beläge und Zahnstein entfernt werden sollten und die Zahnoberflächen sorgfältig gereinigt und poliert werden müssen. Ist die Gingivitis schon weiter vorangeschritten, ist es nicht ausgeschlossen, dass unter Vollnarkose einige Zähne gezogen und Wurzelreste entfernt werden müssen. Nach einer derartigen Behandlung kommen dann im nächsten Schritt verschiedene entzündungshemmende Medikamente und Antibiotika hinzu. Zudem können sogenannte Immunmodulatoren eingesetzt werden, um das Immunsystem der Katze zu stärken.
Wie kostspielig die Therapie einer Gingivitis ist, hängt stark vom Umfang der notwendigen Behandlung ab. Zusammengenommen können die Kosten für die ersten tierärztlichen Untersuchungen, die Diagnose, die Operationskosten unter Narkose, die Zahnreinigung und die Medikamente schnell im hohen dreistelligen oder gar im vierstelligen Bereich liegen.
Die Kosten für die gesamte Behandlung können je nach Schwere des Falls zwischen 500 Euro und mehr als 1.000 Euro rangieren. Unser Tipp: Holen Sie einen Kostenvoranschlag beim Tierarzt ein. Die Kosten können tatsächlich sehr stark variieren.
Die Zahnkrankheit “FORL” gilt als eine der unter Katzen am weitest verbreiteten Krankheiten und ist für die Tiere äußerst schmerzhaft. Die Abkürzung FORL steht für „Feline odontoklastische resorptive Läsion“. Kurz wird die Krankheit jedoch mitunter auch RL (Resporptivläsion) genannt.
Obwohl FORL umgangssprachlich oft auch als „Katzenkaries“ bezeichnet wird, hat die Krankheit aus medizinsicher Sicht nur wenig mit dem üblichen Loch im Zahn beziehungsweise einer bakteriellen Infektion zu tun. Vielmehr geht die Krankheit auf eine Fehlfunktion der körpereigenen Odontoklasten (auch Zahnfresser genannt) zurück. Während diese im Normalfall die Aufgabe haben, beim Zahnwechsel die Wurzeln der Milchzähne abzubauen, greifen sie bei einer FORL-Erkrankung das Erwachsenengebiss der Katze an.
Behandlung von FORL bei Katzen: Kosten & Ablauf
Gegen FORL gibt es bislang keine wirksamen Therapiemaßnahmen, die ohne die Entfernung der betroffenen Zähne auskommen. In der Regel muss sich der Tierarzt deshalb per Dentalröntgenbild einen Überblick über das Gebiss verschaffen und danach operativ eingreifen. Dabei wird üblicherweise zunächst eine Zahnreinigung durchgeführt, bevor die befallenen Zähne gezogen werden. Da jedoch auch Zahnwurzeln entfernt und Wunden im Zahnfleisch genäht werden müssen, kann der Eingriff sich je nach Schwere des Falls als sehr langwierig erweisen. Nach der Behandlung muss zudem eine Schmerztherapie durchgeführt werden, für die in der Regel verschiedene entzündungshemmende Medikamente und Antibiotika verschrieben werden. Die Kosten für die gesamte Behandlung können deshalb je nach Schwere des Falls zwischen 500 Euro und mehr als 1.000 Euro rangieren. Unser Tipp: Holen Sie einen Kostenvoranschlag beim Tierarzt ein. Die Kosten können tatsächlich sehr stark variieren.
Zahnstein lässt sich bei Katzen für gewöhnlich gut erkennen und einfach diagnostizieren, denn: die gelb-bräunlichen Ablagerungen in den Zahnzwischenräumen und auf den Zahnoberflächen stechen bei genauerer Inspektion in der Regel direkt ins Auge. Verstärkte Zahnsteinablagerungen können dabei nicht nur durch schlechte Mundhygiene und Zahnpflege verursacht werden, sondern auch auf Erkrankungen im Mundraum zurückgehen. So können etwa eine Gingivitis oder eine Parodontitis für eine gesteigerte Bildung von Zahnstein beziehungsweise Plaque verantwortlich sein.
Entfernung von Zahnstein bei Katzen: Kosten & Ablauf
Wenn sich der Zahnstein nicht mehr durch gute Zahnpflege und Zähneputzen im Zaum halten lässt, dann kommt zur Behandlung nur noch eine professionelle Zahnsteinentfernung unter Narkose in Frage. Dabei entfernt der Tierarzt mit einer speziellen Zange und Ultraschallgeräten Plaques und Zahnstein und reinigt die Zähne mit Spülungen und einer Politur. Verläuft dieser Eingriff komplikationslos, dann betragen die Kosten in der Regel um die 250 Euro. Kommt ein Dentalröntgenbild dazu, dann steigt der Preis mitunter auf bis zu 400 Euro.
Gut zu wissen: Bei Zahnsanierungen lässt sich oft vor der Narkose nicht abschätzen, ob Zähne gezogen werden müssen. Falls dies der Fall ist, macht man das immer mit. Daher sollte man sich immer auch auf höhere Kosten einstellen.
Was kann ich für die Zahngesundheit meiner Katze tun?
Um für die optimale Zahngesundheit bei Ihrer Katze zu sorgen, sollten Sie bereits früh mit der Zahnhygiene beginnen und auf einen Mix verschiedener Zahnpflegemethoden setzen. Geben Sie Ihrer Katze nicht nur Nass-, sondern auch Trockenfutter zu fressen. Durch das Kauen der härteren Brocken löst sich mitunter grober Schmutz von den Zähnen. Zudem massiert Trockenfutter das Zahnfleisch, beugt so Entzündungen vor und kann die Kaumuskulatur stärken. Neben der Wahl des richtigen Katzenfutters sollten Sie jedoch unbedingt selbst Hand anlegen und sich eine spezielle Katzenzahnbürste oder einen sogenannten Fingerling für die tägliche Zahnpflege Ihrer Katze zulegen. Ihre Katze an das Zähneputzen zu gewöhnen, erfordert Geduld und Durchhaltevermögen. Bleiben Sie dran! Einige Katzenbesitzer setzen zusätzlich auf Zahnreinigungspräparate aus dem Fachhandel, die direkt ins Trinkwasser gegeben werden.
Die besten Zahnpflege-Tipps für Katzen
Sie suchen weitere Experten-Tipps für Katzenbesitzer?
In unserer Playlist sammeln wir für alle Katzenbesitzer informative und hilfreiche Videos mit Tierärztin Dr. Gloßner.
Prophylaxe: Regelmäßige Untersuchung der Zähne beim Tierarzt
Wollen Sie optimal für die Zahngesundheit Ihrer Katze sorgen und Plaque-Ablagerungen sowie Zahnsteinbildung schon im Keim ersticken, können Sie bei Ihrem Tierarzt regelmäßige Prophylaxe-Termine wahrnehmen. Obwohl eine professionelle Zahnreinigung in der Regel um die 200 Euro kostet, können Sie so langfristig womöglich sogar Kosten sparen. Die Behandlung einer akuten Zahnfleischentzündung oder eine Zahnsteinentfernung kann im Extremfall nämlich weitaus höhere Kosten verursachen als die regelmäßige Vorsorge und Reinigung.
Der Einfluss von Futter auf die Zahngesundheit Ihrer Katze
Nach aktuellem wissenschaftlichen Stand ist davon auszugehen, dass Katzen, die regelmäßig mit Trockenfutter gefüttert werden, im Schnitt eine bessere Mundhygiene und weniger Zahnkrankheiten aufweisen als Katzen, die ausschließlich Nassfutter zu sich nehmen. Die genauen Gründe hierfür sind bislang nicht eindeutig belegt. Während Teile der Fachliteratur davon ausgehen, dass Essensreste und Zahnstein vom Trockenfutter schlichtweg besser abgerieben werden, machen andere Studien vor allem die Zusammensetzung des Trockenfutters für die bessere Zahngesundheit der Tiere verantwortlich.
Eindeutig nachgewiesen ist derweil, dass spezielles Zahnpflege-Trockenfutter die Zahngesundheit von Katzen nachhaltig verbessern kann. Enthalten sind in diesem Futter weniger harte Brocken, die ein Eindringen der Zähne ermöglichen, und Stoffe, die kalkbindend und somit zahnsteinhemmend wirken.
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