Hundeführerschein und Sachkundenachweise für Hunde
Mit einem Hundeführerschein oder einem ähnlichen Nachweis zeigen Sie, dass Sie sicher im Umgang mit Ihrem Hund sind. Wir erklären, worauf es ankommt.
21.02.2022 • 6 min Lesezeit
Was ist ein Hundeführerschein?
Insbesondere die Begriffe Hundeführerschein und Sachkundenachweis werden umgangssprachlich oft verwechselt und führen zu Verwirrung. Der Hundeführerschein ist ein Nachweis für Sie als Hundehalter, mit dem Sie zeigen können, welche besonderen Kenntnisse Sie im Umgang mit Ihrem Vierbeiner besitzen. Weiterhin gibt der tierische Führerschein Aufschluss darüber, dass Ihr Hund gut erzogen und zu jeder Zeit unter Kontrolle ist. Ihr Hund ist mit anderen Worten weder eine Gefahr für andere Hunde noch Menschen.
Der Hundeführerschein ist so lange gültig, wie Sie und Ihr Hund zusammenleben. Der Nachweis bezieht sich immer nur auf den Hund, mit dem Sie die Prüfung abgelegt haben. Für einen weiteren Hund müssen Sie den Hundeführerschein erneut machen.
Die Prüfung zum Hundeführerschein beinhaltet zwei Teile, Theorie und Praxis:
Ist der Hundeführerschein Pflicht in Deutschland?
In Deutschland sind die Regelungen zum Nachweis der Sachkunde Ländersache. In den meisten Bundesländern ist der Hundeführerschein oder eine Sachkundeprüfung freiwillig zu absolvieren. Dennoch gibt es hierzulande vereinzelte Bundesländer, in denen die Haltung eines Hundes ohne den Besitz eines entsprechenden Nachweises eingeschränkt ist.
- In Schleswig-Holstein beispielsweise benötigen Sie einen Hundeführerschein, um eine als „gefährlich eingestufte Hunderasse“ halten zu dürfen.
- In Hamburg und Berlin wiederum erlaubt Ihnen der bestandene Hundeführerschein, mit Ihrem Hund ohne Leine Gassi zu gehen.
- In Niedersachsen ist der Hundeführerschein oder die abgespeckte Variante in Form eines Sachkundenachweises immer nötig, um einen Hund zu halten – unabhängig von Rasse und Größe.
Für welche Hunde braucht man einen Hundeführerschein?
Für welchen Hund Sie einen Hundeführerschein bzw. eine Sachkundebescheinigung benötigen, kann nicht pauschal beantwortet werden, da dies in den Bundesländern unterschiedlich geregelt ist. In Niedersachsen ist etwa laut Landeshundegesetz für alle Rassen ein Hundeführerschein oder Sachkundenachweis zur Haltung erforderlich. In NRW, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein beispielsweise ist der Hundeführerschein lediglich für die Haltung von sogenannten Listenhunden notwendig. Mit einem anerkannten Nachweis können Sie zeigen, dass von Ihrem Vierbeiner keine Gefahr ausgeht.
Was kostet ein Hundeführerschein?
Je nach Anbieter bewegen sich die Gebühren für einen Hundeführerschein zwischen 90 und 130 Euro. Sollten Sie vor der Prüfung andere Kurse zur Vorbereitung nehmen, können weitere Kosten auf Sie zukommen. Bei einigen Anbietern ist der Vorbereitungskurs bereits im Preis inbegriffen.
Auch wenn Sie möglicherweise gar keinen Hundeführerschein oder Sachkundenachweis benötigen, kann sich die Prüfung trotzdem lohnen. In einigen Bundesländern profitieren Sie mit dem Nachweis von Vergünstigungen. So muss etwa die Hundesteuer für einen bestimmten Zeitraum gar nicht oder nur anteilig bezahlt werden muss.
Wo kann ich den Hundeführerschein machen?
Der Hundeführerschein wird in Deutschland von verschiedenen Verbänden und Vereinen ausgestellt. Dazu zählen beispielsweise:
Auf den Internetseiten der Verbände und Vereine finden Sie weitere Informationen über mögliche Prüfungsstätten in Ihrer Nähe. Ihr Tierarzt oder die örtliche kann Ihnen Hundeschuleebenfalls Auskunft über Prüfungsorte geben.
Kann ich den Hundeführerschein online absolvieren?
Da Sie für den Hundeführerschein neben theoretischen Fragen auch eine praktische Prüfung mit Ihrem Vierbeiner ablegen müssen, kann der Test nicht vollständig online absolviert werden. Um sich auf die Fragen vorzubereiten, können Sie selbstverständlich Tests und Fragebögen online üben. Außerdem ist es teilweise möglich, den theoretischen Teil online zum Beispiel bei einem Tierarzt zu absolvieren. Die praktischen Kenntnisse müssen aber immer vor den Augen des Prüfers nachgewiesen werden.
Hundeführerschein Fragen – Was Sie wissen müssen
Verbände und Vereine können selbst festlegen, welche Inhalte die Prüfung zum Hundeführerschein umfasst. Im theoretischen Fragenteil wird sichergestellt, dass Sie ein grundlegendes Wissen über das Verhalten, die Erziehung und das artgerechte Halten Ihres Hundes besitzen. Dieser Teil wird auch als Sachkunde des Hundehalters bezeichnet. Es geht hierbei nicht um spezifisches Fachwissen, sondern vielmehr um Grundkenntnisse, die Sie benötigen, um mit Ihrem Hund vernünftig umzugehen.
Die Themenbereiche umfassen Haltung, Erkennen und Beurteilung von Gefahrensituationen, Erziehung und Ausbildung, Rechtsvorschriften sowie Sozialverhalten und rassespezifische Eigenschaften von Hunden. Da es sich bei den Fragen in der Prüfung um Multiple-Choice handelt, werden Ihnen stets vier Antwortmöglichkeiten gegeben. So sieht eine beispielhafte Frage aus:
„Welche der folgenden Aussagen trifft zu?“
Was wird in der praktischen Prüfung zum Hundeführerschein gemacht?
Im praktischen Teil sollen Sie unter Beweis stellen, dass Sie Ihren Hund im Alltag unter Kontrolle haben. Gleichzeitig müssen Sie kritische Situationen erkennen können und richtig darauf reagieren. Hier werden also zwei weitere Teilbereiche kontrolliert: Gehorsam und Sozialverträglichkeit.
Ein Hund benötigt eine Grundausbildung und sollte erzogen sein. Eine vertraute Bindung zwischen Hund und Halter führt dazu, dass der Hund in jeder Situation und an jedem Ort aufs Wort hört. Gehorsam des Hundes kontrolliert beispielsweise den sicheren Abruf und Kommandos wie „Sitz“ oder „Platz“. Ihr Hund muss in der Lage sein, diese Kommandos zu erkennen und auszuführen. Die Sozialverträglichkeit des Hundes wiederum überprüft das angemessene und rücksichtsvolle Auftreten von Hund und Halter in der Öffentlichkeit. Der Hund darf trotz Ablenkungen nicht unangemessen reagieren oder gar aggressiv werden. Oft werden beide Bereiche mit einem Spaziergang durch die Fußgängerzone überprüft. Auch der Gang in ein Geschäft kann Teil der Prüfung sein. Der Prüfer bewertet, wie Ihr Hund reagiert und ob Sie vorausschauend Handeln. Letztlich soll der praktische Test zeigen, ob Sie und Ihr Vierbeiner ein eingespieltes Team sind. Je nach Aufgabenstellung und Strecke kann die praktische Prüfung zum Hundeführerschein zwei bis drei Stunden dauern.
Was ist ein Sachkundenachweis für Hunde?
Der Sachkundenachweis für den Hund wird oft mit dem Hundeführerschein verwechselt. Das liegt sicherlich daran, dass die Anforderungen in vielen Punkten übereinstimmen – die Prüfungen sind allerdings nicht gleichzusetzen. In einigen Bundesländern verlangen die Hundegesetze vom Halter einen Sachkundenachweis. Damit soll überprüft werden, ob sie die erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten besitzen, einen speziellen Hund zu halten. Wer dies in einem theoretischen Test zeigen kann, erhält den Sachkundenachweis.
Gut zu wissen: Die Prüfungen für einen Hundeführerschein sind in der Regel deutlich umfangreicher, sodass dieser in manchen Bundesländern als Sachkundenachweis anerkannt wird.
Für welche Hunde braucht man einen Sachkundenachweis?
In den meisten Bundesländern gilt die Pflicht für einen Sachkundenachweis nur für bestimmte Hunderassen. Das Landeshundegesetz fordert so beispielsweise in NRW den Sachkundenachweis für Listenhunde und große Hunde. Als große Hunde werde jene bezeichnet, die mehr als 20 kg wiegen oder eine Schulterhöhe von 40 cm überschreiten. In Niedersachsen ist der Nachweis für die Haltung aller Hunde erforderlich. Informieren Sie sich also über die Regelungen an Ihrem Wohnort.
Was kostet der Sachkundenachweis?
Die Sachkundeprüfung kann je nach Anbieter zwischen 30 und 130 Euro kosten. Zusätzliche Kosten können ebenfalls für Unterricht zur Prüfungsvorbereitung entstehen. In einigen Bundesländern ist der Sachkundenachweis Pflicht, um einen Listenhund beim Wesenstest anmelden zu können. Der Wesenstest kann bis zu 300 Euro kosten.
Wo bekomme ich einen Sachkundenachweis für Hunde?
Der Sachkundenachweis wird in der Regel von der zuständigen Landestierärztekammer abgenommen. Der Prüfer ist hier meist ein örtlicher Tierarzt oder Mitarbeitende des Veterinäramts. Nachdem Sie den theoretischen Test zum Sachkundenachweis per Fragebogen beantwortet haben, prüft der Tierarzt Ihre Antworten und bespricht ggfs. die Fehler mit Ihnen. Neben Tierärzten gibt es auch zertifizierte Prüfer und Hundetrainer, bei denen Sie den Sachkundenachweis erbringen können.
Welche Fragen werden beim Sachkundenachweis für Hunde gestellt?
Um den Sachkundenachweis zu erhalten, müssen Sie einen Fragebogen mit Multiple-Choice-Fragen aus verschiedenen Themen beantworten. Dazu zählen folgende Themengebiete:
- Sprache und Sozialverhalten
- Erziehung und Ausbildung
- Haltung und Pflege
- Gesundheit und Ernährung
- Angst- und Aggressionsverhalten
- Fortpflanzung
- Recht
Der Sachkundenachweis fragt lediglich Grundwissen ab. Nur selten beinhaltet die Prüfung einen praktischen Teil, bei dem der Umgang mit dem Hund geprüft wird. Erkundigen Sie sich vorab, wie Ihre Prüfung aufgebaut sein wird. Um die Sachkundeprüfung zu bestehen, müssen Sie mindestens 70% der Fragen richtig beantworten.
Kann man den Sachkundenachweis für Hunde online ablegen?
Einige Anbieter ermöglichen es mittlerweile den Sachkundenachweis für Hunde auch onlineabzulegen. Dazu erhalten Sie in der Regel Zugangsdaten für einen Video-Call am PC oder Smartphone. Der Prüfer gleicht Ihre Daten über den Personalausweis ab und teilt Ihnen mit, welche Fragebögen Sie zu beantworten haben. Dann füllen Sie die Fragebögen aus und gleichen am Ende Ihre Antworten mit dem Prüfer ab. Auch das geschieht, während Sie per Video miteinander verbunden sind. Im Anschluss erfahren Sie sofort, ob Sie die Prüfung bestanden haben und erhalten Ihr entsprechendes Zertifikat. Eine Online-Prüfung ohne Video-Call ist nicht möglich.
Beachten Sie, dass die Online-Prüfung für den Sachkundenachweis meist etwas teurer ist, da der Prüfer nur eine Person betreuen kann.
Was ist eine Begleithundeprüfung?
Die Begleithundeprüfung testet in erster Linie Gehorsam, Sozialverträglichkeit und Verkehrssicherheit des Hundes in der Öffentlichkeit. Diese Prüfung ist die kleinste Hundesportprüfung und dient als Grundlage für weitere Prüfungen und Aktivitäten im Hundesport wie Agility, Obedience oder IPO. Sollten Sie eine Teilnahme bei Hundesportwettkämpfen oder Rettungsarbeit mit Hunden anstreben, ist die Begleithundeprüfung der erste Schritt. Hier müssen die Hunde vorab alle grundlegenden Kommandos wie „Sitz“, „Platz“ oder „Bei Fuß“ zeigen. Auf eine ordentliche und entspannte Leinenführungsowie die Verhalten beim Alleinbleibenund Warten wird ebenfalls großen Wert gelegt.
Für Blindenhunde und andere Therapiehunde startet nach erfolgreichem Abschluss der Begleithundeprüfung die eigentliche Ausbildung.
Was kann eine Begleithundeprüfung kosten?
Auch bei der Begleithundeprüfung fallen die Kosten je nach Anbieter unterschiedlich aus und können vom Verein selbst festgelegt werden. Einige Kursanbieter prüfen bereits ab 15 Euro, bei anderen können Ihnen auch Kosten in Höhe von 80 Euro und mehr in Rechnung gestellt werden. Zusätzliche Kurse zur Vorbereitung auf die Begleithundeprüfung werden separat berechnet.
Begleithundeprüfung: Übungen, Tricks & Vorbereitung
Um die einzelnen Teile der Begleithundeprüfung erfolgreich zu absolvieren, heißt es natürlich: Vorbereitung ist alles. Der Hauptteil der Prüfung besteht aus der Beurteilung des Teams auf dem Trainingsplatz, also Ihnen und Ihrem Hund. Sie stellen dabei die Leinenführigkeit, sowohl im Normalschritt als auch im Lauf und im Langsamschritt unter Beweis. Um diesen Teil der Übungen zu standardisieren, gibt es ein spezielles Schema, dass Sie mit Ihrem Vierbeiner laufen müssen. Zuerst wird das Schema mit Leine gelaufen, anschließend ohne. Wie das jeweilige Laufschema aussieht, erfahren Sie in der aktuellen Prüfungsordnung.
Mit der entsprechenden Erziehung und gezielten Vorbereitung steigen auch die Erfolgsaussichten der Begleithundeprüfung. Die Grundkommandos „Aus“, „Sitz“, „Platz“, „Bei Fuß“ und „Hier“ sind u. a. ein essenzieller Bestandteil des Repertoires. Idealerweise üben Sie dies mit Ihrem Hund bereits im Welpenalter. Die Motivation mit Leckerlis und anderen Belohnungen ist dabei nicht zu unterschätzen. Da diese Hilfsmittel in der Prüfung allerdings nicht gestattet sind, ist es ratsam, die Lockmittel mit der Zeit wieder abzugewöhnen. Hundeschulen bieten ein breites Angebot und können Sie bei den Vorbereitungen am besten unterstützen.
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