Hebamme - Mehr als eine Berufung
Wie finde ich eine passende Hebamme? Wozu brauche ich eine Beleghebamme? Und was ist eine Doula? In diesem Beitrag verraten wir es Ihnen.
10.09.2014
Eine Hebamme ist eine Geburtshelferin. Sie bringt Babys auf die Welt. Das stimmt, ist allerdings bei Weitem nicht alles. Sie bringt werdende Mütter zum Lächeln, wenn die letzten Wochen vor der Geburt beschwerlich werden. Die Hebamme ist also mehr als eine kompetente, medizinisch ausgebildete Fachkraft in der Geburtshilfe – sie ist Lehrerin, Freundin und Vertraute in einer Person.
Ihr Recht auf eine Hebamme ab dem ersten Tag der Schwangerschaft
Ab dem ersten Tag? So ist es: Vom Beginn einer Schwangerschaft an haben Sie das Recht auf eine Hebamme. Auch wenn noch kein Bauch zu sehen ist. Auch wenn das Ihre zweite Schwangerschaft ist. Auch wenn Sie keine Beschwerden haben, außer einem Kopf voller Fragen.
Die Hebamme besucht Sie zu Hause, nimmt sich für Sie Zeit und steht Ihnen mit ihrer gesamten Erfahrung zur Seite.
Sie rechnet direkt mit der gesetzlichen Krankenkasse ab. Das bedeutet, Sie brauchen sich um nichts zu kümmern – außer um sich und Ihren Nachwuchs.
Festangestellte oder selbstständige Hebamme?
Der Unterschied einer angestellten und einer freiberuflichen Hebamme ist der, dass eine selbstständige Hebamme keine Geburtshilfe im Krankenhaus bietet. Einzige Ausnahme: Sie hat einen Belegvertrag mit einer Klinik. Selbstständige Hebammen arbeiten für sich. Meist haben sie eine eigene Hebammenpraxis, leiten Hausgeburten oder leisten Geburtshilfe im Geburtshaus.
Festangestellte Hebammen arbeiten im Schichtdienst im Krankenhaus und betreuen parallel Schwangere und Wöchnerinnen.
48 Wochen, 360° Fürsorge
Die Hebamme steht der werdenden Mutter die gesamte Schwangerschaft über mit Rat und Tat zur Seite. Sie betreut und unterstützt die Geburt und begleitet Mutter und Kind anschließend im Wochenbett. Bis acht Wochen nach der Niederkunft hat eine frischgebackene Mutter Anspruch auf Hebammen-Hilfe. Wie umfangreich die Unterstützung ist und wie diese bezahlt wird, hängt von der Krankenversicherung der Mutter ab.
Bei gesetzlich versicherten Müttern ist das in der Hebammen-Vergütungsvereinbarung geregelt. Bei privat versicherten Müttern ist der Umfang der Hebammen-Hilfe über den individuellen Versicherungsschutz vereinbart.
Unser Tipp: Privatversicherte sollten sich frühzeitig bei ihrer Krankenversicherung informieren, welche Hebammen-Leistungen bezahlt werden.
Wie sieht die Schwangerschafts-Vorsorge durch eine Hebamme aus?
Ähnlich wie beim Gynäkologen. Sofern die Schwangerschaft unauffällig verläuft, darf eine Hebamme neben ihrer beratenden Tätigkeit, Untersuchungen bei der Schwangeren durchführen.
Zu ihren Aufgaben gehört alles, was ein Frauenarzt zur Vorsorge in der Schwangerschaft anbietet. Die Hebamme macht Abstriche, führt CTG-Untersuchungen und Gewichtskontrollen durch und trägt die Ergebnisse in den Mutterpass ein.
Für viele Schwangere ist die Vorsorge durch die Hebamme gerade in den letzten Monaten vor der Geburt eine willkommene Alternative zum Gynäkologen. Der Weg zur Praxis entfällt und die Hebamme nimmt sich Zeit für die Frau. Viele Hebammen verfügen über ein breites Fachwissen in Homöopathie oder Akupunktur und helfen sanft bei Beschwerden in der Schwangerschaft.
Was gehört zur Geburtshilfe?
Zur Geburtshilfe gehört alles, was nötig ist, um ein Kind auf die Welt zu bringen. Die Hebamme geht auf die werdende Mutter ein und steht ihr in jeder Phase der Geburt zur Seite. Sie unterstützt die Schwangere beim Finden der optimalen Gebärposition, erinnert sie an die richtige Atemtechnik und hilft ihr über ihre Grenzen zu gehen. Kommt das dann Baby zur Welt, pflegt und untersucht es die Hebamme.
Was beinhaltet die Wochenbettbetreuung durch die Hebamme?
In erster Linie die Wundversorgung bei der Mutter (Kaiserschnittnarbe, Dammriss oder -schnitt) und Gedeih-Kontrolle des Neugeborenen. Die Hebamme zeigt der Mutter alles Wichtige zum Thema Babypflege, gibt Tipps zur Ernährung und zum Stillen und hilft bei der Rückbildung. Oft ist sie die erste Ansprechpartnerin, wenn die frischgebackene Mutter der Babyblues erwischt. Diese Wochenbett-Depression tritt bei manchen Frauen, bedingt durch die rasante Hormonumstellung bis zum zehnten Tag nach der Geburt auf.
Die Suche nach einer geeigneten Hebamme
Schauen Sie sich frühzeitig nach einer Hebamme um. Die Nachfrage ist hoch, viele sind schnell ausgebucht. Gerade wenn Sie sich eine bestimmte Hebamme oder eine Beleghebamme wünschen, ist eine zeitige Suche und Anfrage empfehlenswert. Im Krankenhaus oder im Geburtshaus bekommen Sie direkt vor Ort eine Liste mit allen dort arbeitenden Hebammen. Viele von ihnen bieten neben der Vor- und Nachsorge, hilfreiche Kurse für Schwangere und werdende Eltern an.
Hier können Sie eine Hebamme finden
Fragen Sie Ihren Gynäkologen nach einer Empfehlung und schauen Sie im Wartezimmer nach Flyern und Visitenkarten. Ansonsten helfen Ihnen Ihre Krankenkasse, das Gesundheitsamt oder das Branchenbuch Ihrer Stadt bei der Suche nach einer passenden Hebamme weiter.
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Vor der Geburt
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Speziell für Väter
Endlich gibt es ihn, den Vorbereitungskurs, der sich ausführlich den Fragen der Väter widmet und sie zum Baby-Profi macht. Inklusive Bonusmaterial, zum Beispiel Erfahrungsberichte frischgebackener Papas.
Die Beleghebamme: die persönliche Hebamme
Eine Beleghebamme ist eine selbstständige Hebamme, die bei Bedarf den Kreißsaal Ihres Vertrags-Krankenhauses „belegt“ und dort Geburtshilfe leistet. Das heißt: Eine Beleghebamme betreut die werdende Mutter vor, während und nach der Geburt. Von der ersten Wehe bis zum ersten Schrei des Babys ist die Beleghebamme anwesend. Völlig unabhängig von Schichtwechsel und anderen Geburten. Die Kosten für eine Beleghebamme sind, bis auf die Rufbereitschafts-Pauschale, Sache der Krankenkasse.
Wie finde ich eine Beleghebamme?
Wenn Sie sich Schwangerschafts- und Wochenbettbetreuung sowie Geburtshilfe mit einer Beleghebamme wünschen, gibt es zwei Möglichkeiten eine zu finden: Entweder, Sie suchen erst eine Beleghebamme und entbinden darauf in ihrer Vertragsklinik. Oder Sie suchen erst ein Krankenhaus mit Belegsystem und wählen unter den Vertragshebammen eine aus.
Wie funktioniert eine Geburt mit Beleghebamme?
Rund sechs Wochen vor und zwei Wochen nach dem errechneten Geburtstermin ist die Beleghebamme für Sie in Rufbereitschaft – 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Für diese Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft zahlen Sie der Beleghebamme eine Pauschale. Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt diese Pauschale nicht. Wenn die Wehen einsetzen, informieren Sie Ihre Beleghebamme. Sie sagt Ihnen, was zu tun ist und wann Sie besser ins Krankenhaus fahren. Im Kreißsaal ist Ihre Beleghebamme die gesamte Geburt über bei Ihnen. Ein Arzt kann zu jeder Zeit dazukommen.
Die Familienhebamme: Betreuung für die ganze Familie
Die Geburt eines Babys birgt Veränderungen, die für minderjährige und alleinerziehende Mütter eine große Herausforderung darstellen. Genauso ist es bei Eltern mit kranken Kindern oder Familien aus sozialen Risikogruppen. Sie alle bekommen für ihr neues Familienmitglied die Hilfe einer Familienhebamme zugesprochen. Sie unterstützt die Familie in der neuen Lebenssituation und betreut Mutter, Kind und Familie über die übliche Hebammenzeit hinaus. Bis zu einem Jahr nach der Geburt des Babys begleitet die Familienhebamme das Zusammenleben. Sie gibt Hilfe zur Selbsthilfe und achtet darauf, dass es dem Kind zu jeder Zeit gut geht.
Die Doula: die Frau an Ihrer Seite
Eine Doula (ausgesprochen: Dula) ist eine Mutter mit besonderer Ausbildung, die andere Frauen durch die Schwangerschaft, unter der Geburt und im Wochenbett begleiten. Im Grunde wie eine Beleghebamme ohne medizinisches Fachwissen, aber mit persönlicher Geburtserfahrung und eigenen Kindern. Denn das Wunder der Geburt erlebt zu haben, ist eine Grundvoraussetzung für eine Ausbildung zur Doula. Noch nie davon gehört? Das liegt daran, dass Doulas in Deutschland noch nicht sonderlich bekannt sind. Und das, obwohl das Prinzip der Begleitung durch eine Doula keine Neuheit ist. Früher, als Geburten zu Hause stattfanden, war es die eigene Mutter oder Großmutter, die der Schwangeren neben der Hebamme zur Seite stand. Heute übernimmt das die Doula. Der Name stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet Dienerin.
Was macht eine Doula?
In erster Linie ist eine Doula, neben der Hebamme, die Ansprechpartnerin einer Schwangeren rund um das Thema Geburt. Sie beantwortet Fragen zur Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett und steht der Mutter jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Die Doula begleitet die Frau bei der Geburt. Wie eine Beleghebamme ist sie vor und nach dem errechneten Geburtstermin in Rufbereitschaft. Im Kreißsaal weicht sie nicht von der Seite der werdenden Mutter. Dabei kümmert sie sich um alles, was ihr gut tut und unterstützt die Hebamme in ihrer Arbeit.
Im Krankenhaus gibt es Hebammen, wozu brauche ich eine Doula?
Eine festangestellte Hebamme begleitet im Krankenhaus mehrere Geburten gleichzeitig. Das heißt, sie kann die Schwangere, im Gegensatz zu einer Doula, nicht die ganze Zeit unterstützen. Dabei ist es wissenschaftlich erwiesen, dass ungeteilte Aufmerksamkeit und stetiger Zuspruch während der Geburt, die Dauer um rund 25 Prozent verkürzt. Auch die Nachfrage nach Schmerzmitteln verringert sich, wenn eine Doula bei der Geburt anwesend ist und die werdende Mutter unterstützt.
Wo finde ich eine Doula?
Die Suche über das Internet ist ein sicherer Weg um eine Doula zu finden. Auf www.doulas-in-deutschland.de gibt es alle wichtigen Informationen zum Aufgabenbereich der professionellen Geburts-Begleiterinnen. Die Leistungen einer Doula vor, während und nach der Geburt sind keine Kassenleistungen. Die Kosten, die zwischen 400 € und 500 € liegen, muss die Schwangere aus eigener Tasche zahlen.
1. Der Beruf der Hebamme gehört zu den ältesten Frauenberufen der Welt. Es gibt Aufzeichnungen aus dem dritten Jahrtausend vor Christus, welche dies dokumentieren.
2. Eine Hebamme darf ein Kind ohne Arzt entbinden, ein Arzt aber nicht ohne Hebamme.
Nach §3 und §4 des Hebammen-Gesetzbuches besteht bei spontanen sowie Wasser- und Kaiserschnitt-Geburten die Pflicht, eine Hebamme hinzuzuziehen. Nur ein Notfall erlaubt einem Arzt die Geburt ohne Hebamme.
3. Es gibt männliche „Hebammen“. Seit 1984 ist es Männern erlaubt, den Beruf des Entbindungspflegers auszuüben. Unter rund 22.000 Hebammen in Deutschland sind fünf Entbindungspfleger tätig.
Rechtliches für Hebammen und Entbindungspfleger
Während die Geburtenrate in Deutschland seit Jahren steigt, werfen viele Hebammen hin. Geringer Verdienst, extreme Arbeitsbedingungen, teure Haftpflichtprämien – insbesondere für freiberufliche Geburtshelfer ist der Traumjob immer weniger der Traum von einem Job. Das Hebammenreformgesetz sollte dies ändern. Seit zwei Jahren ist es in Kraft.
Hebammenreformgesetz
Seit Anfang Januar 2020 werden angehende Hebammen akademisch in einem dualen Studium mit hohem Praxisanteil ausgebildet. In Vollzeit beträgt die Studiendauer mindestens sechs und höchstens acht Semester. Praktische Erfahrungen können die Studentinnen und Studenten im Krankenhaus, bei einer freiberuflichen Hebamme oder in einem Geburtshaus sammeln. Durch die jeweilige Praxiseinrichtung erhalten angehende Hebammen und Entbindungspfleger während des gesamten Studiums eine Vergütung.
Faktencheck
In Deutschland arbeiteten 2019 rund 26.000 Hebammen und Entbindungspfleger, wie männliche Hebammen offiziell bezeichnet werden. Ihre Zahl ist mit 22 Entbindungspflegern allerdings überschaubar. Damit wuchs diese Berufsgruppe zwar um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr, doch auch die Zahl der Geburten in Deutschland steigt: Mit rund 795.000 Lebendgeborenen in 2021 wurde ein Höchststand seit über 20 Jahren erreicht, Tendenz weiterhin steigend. Es droht also ein Versorgungsengpass, der vor allem in Großstädten dazu führen kann, dass Frauen nicht in ihrer Wunschklinik entbinden können.
Laut eines vom Bundesgesundheitsministerium beauftragten Gutachtens des IGES Instituts (Institut für Gesundheit und Sozialforschung) betreut eine Hebamme in einer normalen Schicht durchschnittlich drei Frauen gleichzeitig. Während der Geburtsphase liegt das Verhältnis in der Regel nur noch bei 1:2. An Tagen mit überdurchschnittlich vielen Geburten – was jede vierte Schicht betrifft – versorgt eine Hebamme allerdings mehr als drei Frauen parallel im Kreißsaal. Die Arbeitsbelastung ist also hoch, das Gehalt in der Regel nicht: Das Bruttoeinstiegsgehalt einer in einer Klinik angestellten Hebamme liegt bei rund 3.100 Euro, zuzüglich Nacht-, Schicht- und Sonderzuschlägen.
Haftpflichtprämie für Hebammen
Freiberuflich tätige Hebammen müssen pro Jahr eine Haftpflichtprämie von gut 9.000 Euro zahlen. Eine Summe, die wohl das Aus der Berufsgruppe bedeuten würde, wenn sie aus eigenen finanziellen Mitteln finanziert werden müsste. Daher erhalten freiberufliche Hebammen, die im Deutschen Hebammenverband (DHV) organisiert sind, einen sogenannten Sicherstellungszuschlag von den Krankenkassen. Der Zuschlag muss beantragt werden und steht jeder freiberuflichen Hebamme zu, die mindestens eine Geburt pro Quartal bei gesetzlich Versicherten begleitet hat.
Darüber hinaus wurde die Deckungssumme für schwere Geburtsschäden von zehn auf 12,5 Millionen Euro angehoben, um Hebammen von der Gefahr einer persönlichen Haftung zu entlasten. Die ARAG Experten weisen allerdings darauf hin, dass Hebammen die Haftpflichtprämie zunächst vorfinanzieren müssen, weil sie den Zuschlag erst nach sechs Monaten beantragen können. Zudem erheben die Kassen prozentuale und pauschale Abzüge, so dass Hebammen mehr als 2.000 Euro aus eigener Tasche zahlen müssen. Laut Bundesgesundheitsministerium wird der Sicherstellungszuschlag gut angenommen, der Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV) hat bis Ende 2021 rund 64 Millionen Euro an Hebammen ausgezahlt.
Hebamme oder Entbindungspfleger werden: Zugangsvoraussetzungen
Wer Hebamme oder Entbindungspfleger werden will, muss eine zwölfjährige allgemeine Schulausbildung oder eine abgeschlossene Ausbildung in einem Pflegeberuf nachweisen. Zudem werden ein Gesundheitszeugnis und ein aktuelles, erweitertes Führungszeugnis sowie für das Studium erforderliche Deutsch-Kenntnisse vorausgesetzt. Die ARAG Experten weisen darauf hin, dass viele Hochschulen ein mindestens vierwöchiges Praktikum im Berufsfeld voraussetzen.
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