Auf ein Wort: Gastro-Gewerbe
Wie es mit dem Gastro-Gewerbe läuft? Mehrfachgründer Titus Dittmann erklärt, wie man Trends erkennt und langfristig am Markt bestehen bleibt.
28.08.2015 • 3 min Lesezeit
Jemand hat eine Idee, fängt mit etwas an, andere ziehen mit. Das können Gleichgesinnte sein oder Nachahmer. Dann werden es viele, Szene und Nachfrage wachsen, die Sache wird zum Trend. Aber wie erkennt man eigentlich einen aufkommenden Trend? Und wie hebt man sich von anderen ab und bleibt langfristig am Markt bestehen?
Den Trend erkannt
Wie in jeder Branche gibt es auch in der Lebensmittelbranche und in der Gastronomie bestimmte Strömungen, die den Zeitgeist und das Herz der Menschen treffen. Food Trucks sind ein solches Beispiel.
Warum Food Trucks so erfolgreich sind? Weil sie sehr gut in die heutige Zeit, in unsere Gesellschaft passen. Weil ihre Gründer einen Trend erkannt haben: Heute geht es beim Essen nicht mehr um schlichte Bedürfnisbefriedigung.
Menschen achten immer mehr auf ihre Ernährung, wollen Gesundes, Frisches und Neues ausprobieren. Nachhaltigkeit und fairer Handel sind immer wichtiger. Gleichzeitig nehmen wir uns oft wenig Zeit für das Essen.
Es muss schnell gehen, sei es im beruflichen oder privaten Umfeld. Auch Henrik hat diesen Trend erkannt. Ihm gehört die „FutterFlotte“, ein Food Truck nach amerikanischem Vorbild. Alle seine Zutaten sind frisch vom Markt, er kennt die Händler und bereitet seine Sandwiches vor Ort zu. Er macht also nicht nur das, wofür sein Herz brennt, er gibt seinen Kunden das, was ihnen schmeckt.
Genaue Marktanalyse ist wichtig
Um die Bedürfnisse potentieller Kunden kennenzulernen, ist es am besten, sich in die jeweilige Szene zu begeben, in Themen einzutauchen und vor allem: die Augen offenzuhalten. Nur so kann man verstehen, wie eine Branche funktioniert, was zukünftige Kunden wollen, was es bereits am Markt gibt und was noch fehlt. Ohne eine genaue Marktanalyse geht es also nicht. Hilfreich ist ebenfalls, aktuelle Literatur zum Thema zu lesen. Natürlich kann man auch ein Marktforschungsinstitut mit einer Zielgrupppenanalyse beauftragen. Das kostet allerdings ziemlich viel Geld. Hier muss man in jedem Fall das Kosten-Nutzen-Verhältnis abwägen. Am einfachsten ist natürlich, wenn man das Hobby zum Beruf macht, weil man sich in der Szene bestens auskennt und Gleichgesinnte trifft, die ähnliche Wünsche haben. So kann man z. B. einschätzen, was zukünftige Kunden für ein Produkt zahlen würden.
Qualität hat ihren Preis
Preise messen sich oftmals an der Qualität des Produktes, denn Qualität hat natürlich ihren Preis – das gilt auch in der Gastronomie. Um eine hohe Qualität gewährleisten zu können, ist es wichtig, die Wertschöpfungskette hinter den eigenen Produkten zu kennen und vor allem: sie zu kontrollieren. Dann kann man seinen Kunden im Fall der Fälle Rede und Antwort über die verwendeten Produkte stehen. Wichtig, um langfristig auf dem Markt bestehen zu können.
Immer in Bewegung
Natürlich sollte man auch bedenken, dass sich jede Szene und Branche weiterentwickelt, dass Trends sich verändern. Stillstand ist also nicht angesagt. Man muss seine Produkte stetig an neue Entwicklungen anpassen, damit man sich auf dem Markt halten kann. Henrik stellt Sandwiches her. Diese kann er abwandeln und an Geschmäckern orientieren, indem er neue Zutaten verwendet, neue Rezepte entwickelt und neue Standorte erschließt. Wichtig ist hier auch die richtige Kommunikation, denn nur so erfahren die Leute von deinen Produkten und Neuheiten. Im Fall von Food Trucks auch davon, wo sie sich gerade befinden. Dafür kann man Facebook, Instagram & Co nutzen. Vielleicht nichts Neues, aber nach wie vor unglaublich effektiv.
Standards in der Gastronomie
Das alles hilft allerdings nichts, wenn man die Vorschriften missachtet, die es in der Gastronomiebranche gibt. Diese muss man unbedingt kennen und einhalten. Insbesondere in Sachen Hygiene und Lebensmittelverarbeitung. Das fängt zum Beispiel mit bloßem Händewaschen und dem Tragen von Handschuhen an. Außerdem benötigen alle Mitarbeiter ein Gesundheitszeugnis. Auch die Räumlichkeiten müssen den Hygienestandards entsprechen. Das gilt ebenfalls für Food Trucks, also für fahrende Küchen.
Jetzt ist es natürlich so, dass ein fahrendes Gewerbe wie die FutterFlotte vor anderen Herausforderungen steht als beispielsweise ein Restaurant. Man hat im Auto kein fließendes Wasser, braucht einen Tank, Zutaten und Zubehör für die Produktion – und das auf kleinstem Raum. Klarer Vorteil ist hingegen die Mobilität. Man kann dorthin fahren und sich dort platzieren, wo die meisten Leute sind.
Wichtige Dokumente organisieren
Ganz wichtig ist hierbei, dass man für den Straßenverkauf einen besonderen Gewerbeschein benötigt: den Reisegewerbeschein. Und diesen muss man frühzeitig beantragen, weil man unter anderem ein polizeiliches Führungszeugnis braucht. Ebenfalls frühzeitig kümmern sollte man sich um die Genehmigungen für den jeweiligen Standort. Warum? Weil man sich für öffentliche Räume eine Sondernutzungsgenehmigung organisieren muss und zwar beim zuständigen Bezirksamt. Steht man hingegen auf privatem Gelände, muss man den Eigentümer um Erlaubnis bitten – und letztere nimmt man am besten schriftlich entgegen.
Wer ist eigentlich Titus Dittmann?
Titus Dittmann ist Pädagoge, Mehrfachgründer und Macher von skate-aid. Ende der 70er Jahre entdeckte er das Skateboard für pädagogische Zwecke, brachte es in die Schule und schrieb die erste wissenschaftliche Arbeit zum Thema Skateboarding. Aus Begeisterung für die aufkommende Jugendkultur begann er mit dem Import von Skateboard-Equipment und gründete die Titus GmbH. In kürzester Zeit wurde sein Unternehmen zum großen Erfolg. 2010 übernahm Julius Dittmann die Titus GmbH. Titus selbst arbeitet heute für seine gemeinnützige Organisation skate-aid.
Wer ist eigentlich Henrik Keil?
Henrik Keil arbeitete dreizehn jahrelang als Ein- und Verkäufer im Stahlhandel. Irgendwann musste er sich entscheiden: in der Branche bleiben oder etwas anderes machen. Er entschied sich für Letzteres und gründete sein eigenes Gastro-Gewerbe – weil er schon immer leidenschaftlich gern kochte. Heute zieht er mit seinem Food Truck durch die Lande und verkauft frisch zubereitete Sandwiches. Vor Büros, auf Geburtstagen, Hochzeiten, Street Food Events und Musikfestivals.
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